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30.10.2024

Nareems und Zains Geschichte

Narmeen: „Zuhause in Idlib war alles gut. Flüchten wollte ich niemals im Leben. Warum auch? Ich hatte studiert, konnte arbeiten, hatte kleine Kinder. Aber wenn Bomben über den Köpfen deiner Familie explodieren? Dein Land ist plötzlich keine Heimat mehr. Wir haben alles verkauft und wurden von angesehenen Bürgern zu Flüchtlingen. Ich hatte nur noch eine Sorge: Wie bekommst du deine Kinder satt? Mein Mann und ich haben häufig nur Wasser getrunken, aber die Kinder hatten etwas zu essen.“

Zain: „Ich war sechs Jahre alt. Schon am ersten Tag wusste ich, das ist keine normale Reise. Wenn Mama oder Papa mich tragen wollten, habe ich gesagt: „Ich gehe selbst!“ Meine Sachen? Ich wollte die alleine tragen. Was Obdachlosigkeit ist, wusste ich schnell: Du weißt nicht, wo du bist, es gibt keine Toilette, kein richtiges Wasser, niemand hilft dir, nur deine Familie ist für dich da.“

Narmeen: „Fünf von den sechs Schlauchbooten kamen in Griechenland an. Wir hatten Glück, der Mann, der unser Boot fuhr, konnte das. Eins der sechs Boot blieb verschwunden, für immer. Bei der Überfahrt schöpften wir Wasser aus dem Boot, mit hohlen Händen, dabei beteten und weinten wir. Die Kinder waren tapfer. Auf Kos kamen wir an und man brachte uns zu einem Schiff nach Athen.“

Zain: „Das Boot? Die Überfahrt? Die Erinnerung ist weg. Ich war ein Kind und musste trotzdem in Ungarn in ein Gefängnis. Man gab uns ausschließlich Schweinefleisch zu essen. Die wussten genau, dass wir das nicht essen dürfen und grinsten uns böse an, es gab nichts anderes. Aber: Diese Menschen haben uns nicht klein gekriegt. Außerdem sind Mama und ich ja ein Team. Seit damals ist Mama meine allerbeste Freundin.“

Narmeen: „In Flensburg wusste ich sofort: Hier bist du sicher. In Aleppo hatte ich Jura studiert, meinen Bachelor gemacht, jetzt werde ich zur sozialpädagogischen Assistentin umgeschult und mein Mann ist Systemadministrator für die Flüchtlingshilfe Flensburg.“

Zain: „Am ersten Tag war Einschulung. Alle redeten laut, nur ich war stumm. Die Kinder waren stolz, ich stand daneben. Ich wusste: Du musst jetzt schnell Deutsch lernen. Ich lernte sogar blitzschnell Deutsch. Bald schließe ich die Schule ab. Ich lerne dann Erzieherin und will im Kindergarten arbeiten.“

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