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12.02.2023

Flucht in die Freiheit: ein Gespräch mit Innocent Opwonya

Heute, am 12. Februar, ist der Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldat:innen, auch Red Hand Day genannt. Kindersoldat:innen sind Minderjährige, die von bewaffneten Gruppen zum Kämpfen gezwungen oder auf andere Art in bewaffneten Konflikten eingesetzt werden. Weltweit werden aktuell zehntausende Kinder von bewaffneten Gruppen für ihre Zwecke missbraucht. Die meisten Kindersoldat:innen werden laut einem aktuellen UN-Report in der Demokratischen Republik Kongo, in Syrien, Somalia und Mali eingesetzt. Viele Kinder und Jugendliche fliehen, alleine oder mit ihren Eltern, um bewaffneten Konflikten zu entgehen und sich zu schützen.

Wir haben mit Innocent Opwonya gesprochen, der mit zehn Jahren selbst Kindersoldat in der “Lord’s Resistance Army” (LRA) war, einer brutalen Rebellenorganisation aus Uganda. Heute arbeitet Innocent in Deutschland für die internationale Hilfsorganisation World Vision, Bündnispartner von United4Rescue. Er hat das Buch „Innocent - A Spirit of Resilience“ über seine Erfahrungen veröffentlicht und setzt sich für Kinderrechte ein. Wie es dazu kam, hat er uns im Interview erzählt.

Innocent, heute ist Red Hand Day. Was ist das für ein Tag, und was bedeutet er für dich?

Im Kern dieses Tages stehen die Kinderrechte: Der Schutz der Rechte von Kindern in Kriegsgebieten. Beim Red Hand Day geht es darum, Kindern, die vergessen zu sein scheinen, die keine Stimme haben, eine Stimme zu geben. Kinder, die entweder direkt oder indirekt von Kriegen betroffen sind, auf die sie keinen Einfluss haben. Kinder, wie ich es einst war.

Ich wurde in Uganda geboren. Als ich zehn Jahre alt war, wurde ich von der Lord Resistance Army entführt und von meiner Familie getrennt. Unter ihrem Kommando war ich an verschiedenen Kämpfen gegen die Regierungssoldaten und gegen die Zivilbevölkerung Nordugandas beteiligt. Ich wurde gezwungen, Dinge zu tun, die kein Kind tun sollte. Meine Kindheit wurde mir von gierigen Menschen genommen, denen alles egal war.

Aber ich konnte fliehen. Dank der Unterstützung verschiedener Menschen stehe ich heute hier. Ich bin fest davon überzeugt, dass – wenn es einen Weg für mich gab – es auch einen Weg für die vielen tausend Kinder geben muss, die noch immer in verschiedenen Kriegen gefangen sind. Alle Kinder müssen die Möglichkeit haben, in einer friedlichen Umgebung Kinder zu sein, und keine Kriegsmaschinen.

Du konntest fliehen, die Schule abschließen und studieren. Heute lebst du in Deutschland. Wie bist du hierher gekommen?

Ich bin nach Deutschland gekommen, um mit meiner Frau zusammen zu leben. Sie kommt aus Deutschland, aber wir haben uns in Uganda kennengelernt, als sie dort arbeitete. Wir sind seit fünf Jahren verheiratet. Außerdem habe ich einen Platz an der Universität Siegen bekommen und konnte dort meinen Master in Wirtschaftspolitik abschließen. Ich möchte mein Wissen nutzen, um die Situation im Norden Ugandas zu verbessern.

Heute arbeite ich für World Vision in Deutschland, dieselbe Organisation, die mich einst nach meiner Flucht in Uganda unterstützte. In gewisser Weise versuche ich damit, etwas zurückzugeben. Ich arbeite dafür, Kindern ein sicheres Umfeld und den Schutz ihrer Rechte zu gewährleisten, unabhängig davon, wo sie sich in Kriegsgebieten befinden und ob sie direkt oder indirekt in die Kriege in ihrer Nachbarschaft verwickelt sind.

Du hast ein Buch geschrieben, es heißt „A Spirit of Resilience“. Was hat dir die Kraft gegeben, die unvorstellbaren Herausforderungen in deinem Leben zu überwinden?

Ich habe alles Gott und den Menschen zu verdanken, die sich damals für mich eingesetzt haben. Einige davon kannte ich, andere habe ich nie getroffen. Sie haben mir eine zweite Chance gegeben: Sie haben mir durch Bildung ermöglicht, zu träumen. Sie gaben mir den Mut, mich durchzukämpfen, zu überwinden und wieder zu träumen. Dank ihnen kann ich die Dinge tun, an die ich glaube: für das Richtige zu sprechen und einzustehen, insbesondere für die Rechte von Kindern in Kriegsgebieten.

Wofür setzt du dich heute ein?

Die Stimmen der Kinder müssen gehört werden, auch wenn sie durch Waffen zum Schweigen gebracht wurden. Wir müssen für diese Kinder sprechen und uns gegenseitig ermutigen, mehr zu tun. Ich bitte alle Politiker:innen in ihrer jeweiligen Funktion, die Kinder in Kriegsgebieten nicht zu vergessen. Lassen Sie uns bei allen politischen Entscheidungen, die wir treffen, an die Kinder denken, lassen Sie uns die Kinder schützen. Geben wir ihnen die Möglichkeit, Kinder zu sein und in einer friedlichen Umgebung aufzuwachsen.

Danke, Innocent, für das Gespräch!

Spendenkonto

United4Rescue – Gemeinsam Retten e.V.
IBAN: DE93 1006 1006 1111 1111 93
BIC: GENODED1KDB
Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank

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