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01.03.2024

MARE*GO: Was passiert in einer Winterwerft?

Seit Mai 2023 fährt die Organisation Zusammenland mit der MARE*GO Rettungseinsätze auf dem Mittelmeer. Über 1.000 Menschen auf 30 Booten konnte sie in den darauffolgenden Monaten retten. Das kleine Schiff hat einen großen Vorteil: Es wurde bislang nicht, wie die größeren Rettungsschiffe, in weit entfernte Häfen geschickt, sondern zum nahe gelegenen Sizilien. Das bedeutet deutlich weniger Strapazen für die geretteten Menschen – und mehr Zeit für Rettungseinsätze.

Den Winter über lag die MARE*GO für wichtige Instandhaltungsmaßnahmen und Umbauten in der Werft. United4Rescue hat die Arbeiten mit 50.270 Euro unterstützt. Wir haben mit Marie von Zusammenland über die Zeit in der Werft und die bewegte Geschichte der MARE*GO gesprochen!

Ahoi MARE*GO! Wo seid ihr gerade? Was ist den Winter über passiert?

Wir sind mit der MARE*GO gerade in unserem Zuhause-Hafen in Licata, Sizilien. Die Marina ist sehr offen für zivile Seenotrettung, sodass es sich tatsächlich wie ein Zuhause anfühlt. Hier haben wir in den letzten 3,5 Monaten Winterwerft jede Menge geschafft!

Im Inneren des Schiffes gibt es einige Neuerungen: Die nächsten Crews können sich über eine neue Küche und ein neues guestcare-Regal freuen! In dem Regal lagern wir Kleidung und Hygienematerialien. Wirklich gut strukturiert war es vorher nicht und nach einem Jahr mit Kompromisslösungen haben wir jetzt was richtig Gutes und Durchdachtes gebaut.

Alle Aufbauten wurden entrostet, wie hier unter den Türen zur Brücke. Foto: Zusammenland

Außerdem haben wir das Deck frisch gesandet, den Rumpf neu gestrichen und alle Aufbauten und das Schanzkleid entrostet und neu gelackt. Wir haben eine automatische Feuerlöschanlage im Maschinenraum eingebaut, neue Brückenfenster, aufgearbeitete Türen und einen neuen Kran komplett in Eigenbau!

Die MARE*GO hat in ihrem Schiffsleben schon einiges erlebt…

Die MARE*GO ist das älteste Schiff der zivilen Seenotrettungsflotte. Sie wurde 1917 gebaut und ist damit nur wenige Jahre jünger als die Titanic! Als ehemaliger Krabbenkutter von der Nordsee ist sie sehr gut geeignet bei Wind und Welle.

Wir wissen nicht alles über ihre Geschichte, aber wir wissen: die MARE*GO wurde schon mal auseinander geschnitten und wieder zusammengesetzt. Das Heck wurde mal verlängert. Sie war auch mal ein Segelschiff. Als SEA WATCH war sie das erste deutsche zivile Seenotrettungsschiff im Mittelmeer! Als MARE LIBERUM hat sie in der griechischen Ägäis gewirkt und juristische Kämpfe in Deutschland erstritten.

2022 konnten wir das Schiff für 1 € von Mare Liberum e.V. kaufen. Im Mai 2023 haben wir sie – frisch entrostet und gelb lackiert – in den ersten Einsatz als MARE*GO geschickt. Seitdem leistet sie wieder hervorragende Arbeit im Mittelmeer.

Warum engagiert ihr euch in der Seenotrettung?

Seenotrettung ist etwas ganz Konservatives und überaus Menschliches. Alle Seefahrer:innen wissen das und wollen auch selbst aus Seenot gerettet werden. Die Vorstellung, auf einem nicht seetauglichen Boot unterwegs zu sein, vielleicht zu kentern und das eigene Leben zu verlieren, macht uns sprachlos. Auch Flüchtende macht das sprachlos. Aber es ist aus ihrer Sicht der bessere Weg als all das, was sie hinter sich haben. Wir respektieren ihre Entscheidungen.

Die MARE*GO 2023 im Einsatz auf dem Mittelmeer. Foto: Sebastian Beierle

Wir wissen, dass mit der zivilen Seenotrettung Probleme nicht nachhaltig gelöst werden. Wir handeln nach unserer Menschenpflicht und in Anbetracht von Menschenwürde und gemäß unseren Privilegien in der Lebenslotterie. Wir urteilen nicht, wir handeln. Wir sind traurig, dass Menschen den Weg übers Mittelmeer als letzte Lösung für ein menschenwürdiges Leben sehen. Wir sind wütend, weil Menschen mit Macht in Europa scheinbar kein Interesse an dieser Situation haben und wegschauen.

Was hat die Förderung von United4Rescue euch ermöglicht?

Mit der Finanzierung der Winterwerft konnten wir alle Kosten decken, die durch die Werftarbeiten entstanden sind. Da wir fast alles selbst machen und in dieser Werft von zehn Menschen ehrenamtlich unterstützt wurden, konnten wir mit der Förderung alle Materialien und Rechnungen bezahlen. Das bedeutet für uns Sicherheit, aber auch freie Ressourcen, um sich den Arbeiten am Schiff zu widmen und nicht Zeit in weiteres Fundraising zu stecken. Das ist wirklich erleichternd auf vielen Ebenen!

Das Deck der MARE*GO ist schon frisch lackiert, als nächstes sind die Seitenwände, das sogenannte Schanzkleid dran. Foto: Zusammenland

Wir machen das alles zu zweit und haben einen Kreis an Unterstützer:innen und Freund:innen, auf die wir uns verlassen können. Menschen organisieren Soli-Konzerte, Tombola, Infoständen und schenken uns ihre Zeit, sammeln Spenden und reden über unser Projekt. Für uns geht das Konzept MARE*GO richtig gut auf und wir rufen allen ein fettes DANKE zu!

Wie geht es weiter nach der Werft?

Mitte März startet der erste Einsatz. Wir planen dieses Jahr acht Einsätze zu je drei Wochen. Die ersten drei sind sowohl finanziert als auch mit tollen Menschen besetzt. Zwischen den Einsätzen gibt es eine Erholungswoche für die MARE*GO, in der wir wichtige Wartungen und Reparaturen vornehmen, um sie wieder für den nächsten Einsatz fit zu machen.

Als wir im Januar 2023 die ersten Einsätze planten, dachten wir, dass wir viel mehr Zeit zwischen den Einsätzen bräuchten, aber die MARE*GO zeigt sich als super belastbares und stabiles Schiff, das viel weniger Aufmerksamkeit braucht. Die MARE*GO ist zwar ein Oldtimer, aber zuverlässig und mit wenig Überraschungen!

    Unter Deck wurde eine neue Küche eingebaut. Foto: Zusammenland
    Die Roststellen rings um die Türen und Fenster wurden ausgebessert. Foto: Zusammenland
    Auch das RHIB, das schnelle Einsatzboot, bekam neue Schläuche. Foto: Zusammenland

Spendenkonto

United4Rescue – Gemeinsam Retten e.V.
IBAN: DE93 1006 1006 1111 1111 93
BIC: GENODED1KDB
Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank

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